Hab hier mal was für Dich zum Nachdenken.
Der Text stammt von einer sehr lieben Kollegin, die schon seehr lange in dieser Branche selbstständig ist.
Immer wieder hören wir es wie teuer doch unsere Dienstleistung ist, leider sind viele Naildesigner nicht darin ausgebildet Preise zu errechnen und verkaufen sich weit unter den normalen, in ihrem Umkreis, anfallenden Preislisten, aus Angst Kunden könnten wegbleiben oder gar nicht erst kommen. Setzt euch einfach mal hin und rechnet den Preis aus den ihr erzielen müsst um leben zu können. Ich rede hier nicht von einem Luxusleben, sondern rein vom normalen Lebensatz:
Zuerst müssen die Fixkosten ermittelt werden, das heißt alle anfallenden Kosten werden addiert:
Studiomiete (in einem Homestudio auch anteilig Miete rechnen, diesen Raum nutzt ihr nicht zum Leben)
Telefon u. Internet (auch wenn ihr es privat habt, anteilig nutzt ihr es auch für den Beruf)
Strom, Wasser, Heizung (bitte auch jährliche Nachzahlungen berücksichtigen, beim Homestudio anteilig rechnen)
Jahresbeitrag zu Versicherungen auf den Monat ausrechnen
Gema, Gez (auch hier gilt für Homestudios mit rechnen)
wenn Mitarbeiter vorhanden: Berufsgenossenschaft, Löhne (Weihnachts- u. Urlaubsgeld
wieder auf den Monat umrechnen), Lohnnebenkosten, Arbeitsschutz, Betriebsarzt
Steuerberater
Kosten für Werbung (Anzeigen, Druckerei, Visitenkarten, Flyer usw.)
Bürobedarf (Papier, Druckpatronen, Kulis, Terminplaner usw.)
Computer (Anschaffung, Reparaturen, Software, auch wenn es eine private Anschaffung ist oder war, es wird beruflich genutzt)
Zeitschriften
Dekorationsmaterial
Weiterbildung
Evtl. Berufsbekleidung (inkl. Reinigung), ansonsten nur Reinigung von Berufsbekleidung (ja auch die Maschine Wäsche die anfällt weil der Pulli staubig war)
Waschkosten für Handtücher und so auch beachten
Geschenke für den Kunden
Putzfrau
KFZ-Kosten oder Spritkosten für Wege die man fürs Geschäft fährt
Kontoführungsgebühren,
IHK oder HWK Beiträge
Instandhaltungs- und Reparaturkosten für die Räume (Pauschalbetrag und auch wenn man ein Homestudio hat)
Anschaffung/Reparaturkosten von z.b. Fräser, Feilenpakete, Sterilisator etc. (Pauschalbetrag), Handtücher etc.
Materialkosten: Zewa, Zelletten, Pinsel, Desinfektionsmittel, Spotti, Nailartartikel, Fräseraufsätze, Modellagematerial etc.
Bewirtungskosten: Kaffee, Servierten, Milch, Zucker, Cola, Wasser, Tee, Kekse, Papierhandtücher, Seife
Putzmittel: Toilettenpapier, Allzweckreiniger, Toilettenreinger etc. (auch diese Sachen braucht man für den Kunden wenn man ein Homestudio hat)
Anfallende Gewerbesteuer
(ich hoffe mal das ist jetzt so das wichtigste, was ihr so verbraucht wisst ihr ja am besten selber)
Ich geh jetzt einfach mal von 2000 Euro im Monat also 24000 Euro im Jahr aus, was so ein Studio ungefähr kostet. Natürlich kommt es auf das Wohnumfeld an, ob ich Personal habe oder nicht, deshalb nehme ich mal einen Mittelwert und jeder muss seine eigenen Kosten selber errechnen.
Nun müsst ihr eure Stunden errechnen die ihr produktiv tätig seid. Urlaub, Feiertage oder Stundenaufwendungen für Putzen, dekorieren, Buchhaltung müssen abgezogen werden, sie sind nicht produktiv.
Bei 5 Arbeitstagen a‘ 8 Stunden und samstags a‘ 4 Stunden würden das insgesamt 2288Stunden im Jahr sein. Unproduktive Stunden abgezogen: 14 Tage Urlaub, Feiertage und ungefähre Zeit für Büroaufwand und Putz Kram. Sagen wir bleiben 2000
Stunden.
Nun müssen wir die Fixkosten auf die Arbeitsstunden umlegen:
24000 Euro Ausgaben: 2000 produktive Stunden, ergibt 12 Euro die Stunde (20 Cent die Minute) nur reine Ausgabe bisher.
Nun muss das eigene Gehalt ermittelt werden. Dazu werden alle anfallenden privaten Kosten zusammengerechnet: Miete, Strom, Telefon, GEZ, Versicherungen, Altersvorsorge, Auto, Urlaub, Lebensmittel etc. Hier nicht rechnen was ihr haben wollt, sondern wirklich das was im Monat normal bei euch anfällt.
Um es einfach zu machen gehen wir hier auch einmal von 2000 Euro aus.
Ich muss also bis jetzt schon 48 000 Euro Gewinn erzielen um alle Kosten zu decken und normal leben zu können. Das heißt pro Stunde muss ich 24 Euro einnehmen (in der Minute 0,40 Cent)
So und da keiner umsonst arbeitet wird jetzt der Selbstkostenpreis einer Behandlung errechnet:
In unserem Beispiel: O, 20 x 90 Minuten = 18 Euro.
Hinzu kommt das was ihr privat errechnet habt und ihr wollt ja nicht nur die Ausgaben tilgen, sondern es soll ja auch noch was übrig bleiben , alleine schon um Ausfallzeiten, Putz-und Bürozeiten ein bisschen zu decken.
Daher rechnet man wie folgt:
O, 40 x 90 Minuten + 18 Euro Selbstkostenpreis der Behandlung = 54 Euro. Dazu kommt die zurzeit gültige Mehrwertsteuer (im Moment 19%). Das heißt eine 90 Minütige Behandlung müsste demnach mindestens 64,26 € kosten. (nicht nur eine Neuanlage, sondern jede Behandlung)
Von diesem Preis muss man nun die Mehrwertsteuer wieder abziehen (die gehört uns ja schon mal von vorn herein nicht) und die Fixkosten dann bleiben noch 36 Euro über, diese müssen noch versteuert werden, also bleibt brutto ein Stundenlohn
von 24 Euro (36 €:90 Minuten* 60 Minuten). Bei einer normalen Besteuerung gehen hier noch mal 25 % an das Finanzamt Retour. Es bleiben also noch nicht einmal die oben errechneten 24 € die Stunde um normal leben zu können.
Vielleicht hilft diese Berechnung mal dem einen oder anderen zu verstehen warum der Handwerker mindestens 60 € Stundenlohn hat und warum wir bei einem Auffüllpreis von ca. 30-40 € für 1,5 Stunden Arbeitszeit nicht wirklich weit kommen, auch wenn das Geld in der Hand im Moment viel aussieht.
Und nun frage ich mich: was sind für Dich normale Preise?