Wie konntest Du nur?

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Small Talk, Plauderecke & Offtopic

" Silvershark, 24.10.2010 13:20.
Silvershark

Silvershark

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~Wie konntest Du nur~
Zum Nachdenken

Wie konntest Du nur?

Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich Dich mit meinen Possen und brachte Dich zum Lachen. Du nanntest mich Dein Kind, und trotz einer Anzahl durchgekauter Schuhe und so manchem abgeschlachteten Sofakissen wurde ich Dein bester Freund.

Immer wenn ich “böse” war, erhobst Du Deinen Finger und fragtest mich “Wie konntest Du nur?” – aber dann gabst Du nach und drehtest mich auf den Rücken, um mir den Bauch zu kraulen. Mit meiner Stubenreinheit dauerte es ein bisschen länger als erwartet, denn Du warst furchtbar beschäftigt, aber zusammen bekamen wir das in den Griff.

Ich erinnere mich an jene Nächte, in denen ich mich im Bett an Dich kuschelte und Du mir Deine Geheimnisse und Träume anvertrautest, und ich glaubte, das Leben könnte nicht schöner sein. Gemeinsam machten wir lange Spaziergänge im Park, drehten Runden mit dem Auto, holten uns Eis (ich bekam immer nur die Waffel, denn “Eiskrem ist schlecht für Hunde”, sagtest Du), und ich döste Stundenlang in der Sonne, während ich auf Deine abendliche Rückkehr wartete. Allmählich fingst Du an, mehr Zeit mit Arbeit und Deiner Karriere zu verbringen – und auch damit, Dir einen menschlichen Gefährten zu suchen. Ich wartete geduldig auf Dich, tröstete Dich über Liebeskummer und Enttäuschungen hinweg, tadelte Dich niemals wegen schlechter Entscheidungen und überschlug mich vor Freude, wenn Du heimkamst und als Du Dich verliebtest. Sie, jetzt Deine Frau, ist kein “Hundemensch” – trotzdem hieß ich Sie in unserem Heim willkommen, versuchte Ihr meine Zuneigung zu zeigen und gehorchte Ihr. Ich war glücklich, weil Du glücklich warst.

Dann kamen die Menschenbabys, und ich teilte Deine Aufregung darüber. Ich war fasziniert von ihrer rosa Haut und ihrem Geruch und wollte sie genauso bemuttern. Nur dass Du und Deine Frau Angst hattet, ich könnte ihnen wehtun, und so verbrachte ich die meiste Zeit verbannt in einem anderen Zimmer oder in meiner Hütte. Oh, wie sehr wollte auch ich sie lieben, aber ich wurde zu einem “Gefangenen der Liebe”. Als sie aber größer waren, wurde ich ihr Freund. Sie krallten sich in meinem Fell fest, zogen sich daran hoch auf wackligen Beinchen, pieksten ihre Finger in meine Augen, inspizierten meine Ohren und gaben mir Küsse auf die Nase. Ich liebte alles an ihnen und ihre Berührung – denn Deine Berührung war jetzt so selten geworden – und ich hätte sie mit meinem Leben verteidigt, wenn es nötig wäre. Ich kroch heimlich in ihre Betten, hörte ihren Sorgen und Träumen zu, und gemeinsam warteten wir auf das Geräusch Deines Wagens in der Auffahrt.

Es gab einmal eine Zeit, da zogst Du auf die Frage, ob Du einen Hund hättest, ein Foto von mir aus der Brieftasche und erzähltest Geschichten über mich. In den letzten Jahren hast Du nur noch mit “Ja” geantwortet und das Thema gewechselt. Ich hatte mich von “Deinem Hund” in “nur einen Hund” verwandelt, und jede Ausgabe für mich wurde Dir zum Dorn im Auge. Jetzt hast Du eine neue Berufsmöglichkeit in einer anderen Stadt, und Du und Sie werdet in eine neue Wohnung ziehen, in der Haustiere nicht gestattet sind. Du hast die richtige Wahl für “Deine” Familie getroffen, aber es gab einmal eine Zeit, da war ich Deine einzige Familie.

Ich freute mich über die Autofahrt, bis wir am Tierheim ankamen. Es roch nach Hunden und Katzen, nach Angst, nach Hoffnungslosigkeit. Du fülltest die Formulare aus und sagtest “Ich weiß, Sie werden ein gutes Zuhause für sie finden”. Mit einem Achselzucken warfen sie Dir einen gequälten Blick zu. Sie wissen, was einen Hund oder eine Katze in “mittleren” Jahren erwartet – auch mit “Stammbaum”. Du musstest Deinem Sohn jeden Finger einzeln vom Halsband lösen, als er schrie “Nein, Papa, bitte! Sie dürfen mir meinen Hund nicht wegnehmen!” Und ich machte mir Sorgen um ihn und um die Lektionen, die Du ihm gerade beigebracht hattest: über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortung, und über den Respekt vor allem Leben. Zum Abschied hast Du mir den Kopf getätschelt, meine Augen vermieden und höflich auf das Halsband und die Leine verzichtet. Du hattest einen Termin einzuhalten, und nun habe ich auch einen.

Nachdem Du fort warst, sagten die beiden netten Damen, Du hättest wahrscheinlich schon seit Monaten von dem bevorstehenden Umzug gewusst und nichts unternommen, um ein gutes Zuhause für mich zu finden. Sie schüttelten den Kopf und fragten “Wie konntest Du nur?”. Sie kümmern sich um uns hier im Tierheim so gut es eben geht. Natürlich werden wir gefüttert, aber ich habe meinen Appetit schon vor Tagen verloren. Anfangs rannte ich immer vor ans Gitter, sobald jemand an meinen Käfig kam, in der Hoffnung, das seiest Du – dass Du Deine Meinung geändert hättest – dass all dies nur ein schlimmer Traum gewesen sei… oder ich hoffte, dass es zumindest jemand wäre, Interesse an mir hätte und mich retten könnte. Als ich einsah, dass ich nichts aufzubieten gegen das vergnügte Um- Aufmerksamkeit- Heischen unbeschwerter Welpen, ahnungslos gegenüber ihrem eigenen Schicksal, zog ich mich in eine ferne Ecke zurück und wartete. Ich hörte ihre Schritte als sie am Ende des Tages kam, um mich zu holen, und trottete hinter ihr her, den Gang entlang zu einem abgelegenen Raum. Ein unangenehm ruhiger Raum.

Sie hob mich auf den Tisch und kraulte meine Ohren und sagte mir, es sei alles in Ordnung. Mein Herz pochte vor Aufregung, was jetzt wohl geschehen würde, aber da war auch ein Gefühl der Erleichterung. Für den Gefangenen der Liebe war die Zeit abgelaufen. Meiner Natur gemäß war ich aber eher um sie besorgt. Ihre Aufgabe lastet schwer auf ihr, und das fühlte ich, genauso wie ich jede Deiner Stimmungen erfühlen konnte. Behutsam legte sie den Stauschlauch an meiner Vorderpfote an, während eine Träne über ihre Wange floss. Ich leckte ihre Hand, um sie zu trösten, genauso wie ich Dich vor vielen Jahren getröstet hatte. Mit geübtem Griff führte sie die Nadel in meine Vene ein. Als ich den Einstich spürte, wie die kühle Flüssigkeit durch meinen Körper lief, wurde ich schläfrig und legte mich hin, blickte in ihre gütigen Augen und flüsterte “Wie konntest Du nur?”. Vielleicht verstand sie die Hundesprache und sagte deshalb “Es tut mir ja so leid”. Sie umarmte mich und beeilte sich mir zu erklären, es sei ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass ich bald an einem besseren Ort wäre, wo ich weder ignoriert noch missbraucht noch ausgesetzt werden könnte oder auf mich alleine gestellt wäre – einen Ort der Liebe und des Lichts, vollkommen anders als diese irdische Ort.

Und mit meiner letzten Kraft versuchte ich ihr mit einem Klopfen meines Schwanzes zu verstehen geben, dass mein “Wie konntest Du nur?” nicht ihr galt. Du warst es, mein geliebtes Herrchen, an den ich dachte. Ich werde für immer an Dich denken und auf Dich warten.
Möge Dir ein jeder in Deinem Leben so viel Loyalität zeigen.

—————————————————————————————————————
Wir möchten Sie dazu ermutigen, “Wie konntest Du nur?” zu veröffentlichen und so mitzuhelfen, die verbreitete Vorstellung von Tieren als “entsorgbar” zu ändern und vor Augen zu halten, dass der Entschluss, ein Tier in eine Familie aufzunehmen, eine Verpflichtung bedeutet, welche für die Lebensdauer des Tieres anhält! Jim Willis

Mit freundlicher Genehmigung von Jim Willis

24.10.2010 13:20 • #1


Creativetrixi

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sch........ mir laufen doch tatsächlich tränen runter ..............................

trixi

24.10.2010 13:46 • #2



Hallo Silvershark,

Wie konntest Du nur?

x 3#3


tabatax

tabatax

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*schnief&heul*
Finde es gut, dass du den Text hier veröffentlicht hast. Finde sowas immer total schlimm. Bin schon von klein an auf mit Tieren aufgewachsen (Hund/e, Katzen, Vögel, Fische) und habe von daher von meinen Eltern gelernt, was es heißt "verantwortlich" für ein anderes Lebewesen zu sein.

Ich kann es absolut nicht verstehen, wenn man sich ein Tier anschafft, weil man vielleicht nicht mehr alleine sein will oder es schon immer der größte Wunsch gewesen ist ..., sich aber dann nicht um das Tier kümmert, weil ups.. ein Tier ja Arbeit macht, Aufmerksamkeit, Fressen und Auslauf etc. möchte.

Ich habe das dieses Jahr schon bei Nachbarn erlebt. "Er" wollte immer schon einen Hund und "Sie" hat sich keine Gedanken darüber gemacht, was es heißt einen Hund und zwei kleine Kinder zu haben, obwohl ihre Eltern auch einen Hund haben. "Er" hat auch noch zahlreiche Hobbys (fängt alles mit voller Begeisterung an und läßt es dann wieder schleifen!). Im Endeffekt war es so, dass beide sich vorab keine Gedanken um die Tierrasse und deren Bedürfnisse gemacht haben. Der Hund brauchte unheimlich viel Auslauf und Aufmerksamkeit. Am Anfang gingen beide noch mit dem Hund spazieren. Wenn er arbeiten war mußte sie mit Kind & Kegel raus - aber es war immer nur ne kleine Runde. Auch seine "Runden" wurden immer kürzer (eine Zigarettenlänge!). Das Haus sah aus wie hulle, weil sie nichts geregelt bekam und als der Hund noch anfing Spielzeugen anzuknabbern wurde geschimpft, aber alles so gelassen wie es war. ABER als der Hund das neue tolle Iphone von ihm angeknabbert hatte wurde beschlossen: "Der Hund muss weg!"
Ich hätte kotzen können :evil:

Wir haben uns lange überlegt ob wir ein Tier bekommen oder nicht. Für einen Hund haben wir leider keine Zeit - da "leihen" wir uns dann eher die Hunde von meinen Eltern aus :D Aber wir haben uns jetzt für eine Katze entschieden, die wir aus dem Tierheim holen. Wir freuen uns alle riesig auf unseren "Familienzuwachs" und unser Sohn freut sich, das wir dem Kater jetzt eine richtige Familie geben.

Ich wünsche mir von allen zukünftigen Tierbesitzern: Überlegt euch wirklich gut, ob ihr ein Tier nehmt oder nicht. Ein Tier ist vergleichbar mit einem kleinen Kind: "es braucht viel Pflege und Zuneigung, ist manchmal ungezogen und WILL erzogen werden und einmal da, darf/kann man es nicht mehr zurückgeben!"

24.10.2010 13:57 • #3


Sandra´s Beauty Nails

Sandra´s Beauty .

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OMG:
Ich kenne diese Geschichte und ich muss immer wieder heulen.
Wenn ich nur an diesen Hund denke kullern die tränen,
Es bricht mir das herz wie manche menschen mit tieren um gehen.
Ich hab auch 2 hunde und ich wüsste nicht was ich ohne meine hunde tun würde sie erfüllen mein leben mit liebe und glück,
ein tier kann einem menschen so viel geben, wenn man sich darauf ein lässt.

vielen dank für diesen text vielleicht regt es zum nach denken an und die menschen ändern sich.

24.10.2010 14:40 • #4


tata

tata

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*heul*

24.10.2010 15:11 • #5


Tessy009

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Der Text macht einen sehr traurig.
Habe selbst einen Hund den ich vor 5 jahren als welpe viel zu früh gekriegt habe und der dadurch etwas schieriger war, da er nie mit seinen geschwistern spielen konnte etc. habe oft über abgabe nachgedacht, aber ich liebe meine kleine s sehr. das könnte ich ihr nie antun. :cry:

24.10.2010 19:07 • #6


mausl_87

mausl_87

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ich würde meine Prinzessin für nichts auf der Welt hergeben!
Versteh sowieso nicht warum leute ihre Hunde hergeben nur
wegen der Wohnung! Unverständlich sowas für mich!

24.10.2010 19:16 • #7


Silvershark

Silvershark


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Ich denke es geht nicht um die Wohnung, sondern allgemein darum, dass sich die Leute keine Gedanken machen, was es heißt, ein Tier zu haben. Es geht auch nicht darum dass es ein Hund ist. Sondern es ist ein Beispiel für die Gewissenlosigkeit der Menschen Tiere immernoch als Sache zu sehen.
Leider gelten Tiere selbst vor dem Gesetz als Sache.

Ich selbst habe meinen ersten Hund bis zum Tod begleitet. Denn um ihr weiteres Leiden nach 14 Jahren zu ersparen, mussten wir ihr auch die Spritze geben lassen. Wir taten dies an ihrem Lieblingplatz in unserem Garten und waren die ganze Zeit dabei.
Heute haben wir auch einen süßen Hund und auch ihn werden wir bis zum Ende begleiten- denn er gehört zur Familie.

LG

24.10.2010 19:29 • #8


Liqaprincess

3
:( *heul*

08.11.2010 17:51 • #9



Hallo Silvershark,

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x 4#9








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