Ich war bzw. bin auch betroffen. Gekaut habe ich seit frühester Kindheit, warum weiß ich leider nicht. Allerdings habe ich mich mehr auf die Haut um die Nägel herum konzentriert, weshalb meine Nagelbetten heute ganz gut sind. Die ganze Familie hat bei uns geknabbert und/ oder geknibbelt.
Ab und an hab ich noch so kleinere Rückfälle, so habe ich vor einiger Zeit wirklich unbewusst und unbemerkt einen Finger im Mund gehabt und habe es erst mitbekommen, als es laut geknackt hat - Gelnagel aufgesplittert, einmal der Länge nach durch. Es kommt aber selten vor.
Meine Familie (Mann, 2 Söhne, eine Tochter von 6 J.) knabbern und knibbeln ALLE! Die treiben mich in den Wahnsinn. Meine Tochter kann ichja noch halbwegs locken mit Stickern und Nagellacken, aber meine Männer? Bitterlacke, Ermahnungen, Belohnungen... alles zwecklos! Aus medizinischer und psychischer Sicht ist alles okay. Meinem Mann und meinem älteren Sohn (15 J.) habe ich schon scherzhaft Gelnägel "angedroht".
Ich habe die gleiche Erfahrung wie Ginger gemacht: Viele kommen davon los, sobald Gel drauf ist. Eine Dame sagte zu mir (sie hatte 2 abgelöste Gelnägel): "Wir müssen bald reparieren - ich hab zwei nackige Nägel, die sind für mich wie Duplos auf'm Silbertablett!". Das sagt viel aus, denke ich. Wieder andere reißen sich in grober Weise sogar Kunstnägel ab, dann bin wahlweise ICH daran schuld oder sie schämen sich und machen keine Termine mehr.
Ich sage auch im ersten Termin, dass so etwas vorkommen kann und man sich nicht schämen muss. Man ist beim Aufhören nie hintendran, sondern kann immer wieder durch Reparaturen oder Neumodellagen ins Programm einsteigen, wenn das mal so ausdrücken will. Ob man jemals "geheilt" wird? Ich denke, es ist wie mit den meisten anderen Lastern auch, es schlummert weiterhin in einem drin.
Wenn ich ehrlich bin, ist die Behandlung von Nagelbeißern - aus der Sicht als Geschäftsfrau gesprochen - ein unwirtschaftliches Geschäft. Weil ich keine Aufpreise dafür erhebe und oft locker 1 Stunde (können auch mal 2 sein) länger dran sitze. Dennoch mache ich das gerne und möchte mich in der Richtung auch weiter spezialisieren. Denn wenn der Wille da ist und der Kunde/ die Kundin mitmacht, kann man tolle Erfolge erzielen. Einige haben schon in Nagelstudios Hilfe gesucht und schlechte Erfahrungen gemacht. Vom angewiderten Blick bis hin zur Ablehnung als Kundin inklusive blödem Kommentar. Es hilft, dass ich meinen Kundinnen erzähle, dass ich es selbst gemacht habe und sie sich vor mir nicht schämen brauchen. Schade, dass man so etwas noch extra erwähnen muss, es sollte eine Selbstverständlichkeit sein in unserem Job.
Ich weiß nicht, ob mein Beitrag dir bei deinem Anliegen weiterhelfen kann. Mir ist nur wichtig, dass man den Betroffenen vermittelt wie verbreitet diese Angewohnheit ist und dass es Möglichkeiten zur Behandlung gibt. Und es wäre schön, wenn es Initiativen gäbe,die Betroffene und Naildesigner/innen zusammenbringt. Ich meine, ein Blog ist schon mal ein toller Anfang und es gibt ja sonst auch für alles Mögliche Interessengemeinschaften.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie gehemmt man sich fühlt und wie es ist, wenn man die Hände dauernd versteckt hält, Angst vor blöden Kommentaren hat. Schon die Einladung zu einer Feier oder einem Vorstellungsgespräch kann einem da die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Wer dieses Gefühl noch nicht hatte, kann das meistens gar nicht nachvollziehen. Eine Nagelfee (und in diesem Sinne ist der Name "Fee" wirklich verdient) sollte etwas Erfahrung auf dem Gebiet und gaaanz viel Einfühlungsvermögen zur Behandlung mitbringen. Dies ist genauso wichtig wie Mut und Wille auf Seiten des Betroffenen.
Noch mal zu mir. Die bescheuertste Antwort, die ich jemals auf mein Problem erhielt, lautete: "Ja, wenn dich das so belastet, dann lass das doch einfach sein." Damals war ich noch ein Teenie und das Ansprechen dieser Angelegenheit hat mich Überwindung gekostet. Danach war ich echt bedient.
Viele Grüße,
Toffi-Fee
08.10.2015 22:35 •
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