Ich find deine Einstellung auch OK - im Tierheim weiss man nie wirklich genau, was man bekommt, bei einem verantwortungsvollen Züchter (meine Freundin hatte eine englische Bulldogge, die war von keinem solchen, völlig überzüchtet und ständig krank) kann man schon davon ausgehen, das die Eigenschaften der Eltern auch an die Nachkommen vererbt werden - nicht umsonst werden Tiere von Erfahrenen erst beurteilt, ehe sie zur Zucht zugelassen werden. Man ist nicht besser oder schlechter als andere nur weil man für sich eine Wahl trifft, wichtig ist, wie man dann mit dem Tier umgeht, für das man sich entschieden hat. Was für mich nicht geht, wäre eine bestimmte Rasse zu nehmen, weil die grad "in" ist und dann dem Tier nicht gerecht werden. Ein Kollege hat sich vor langer Zeit mal aus einer Laune heraus einen Husky gekauft - er fand die schön - ein Jahr später war er nicht mehr mein Kollege, er hat sich informiert, angefangen mit dem Hund zu arbeiten, einen zweiten dazu geholt und schnell festgestellt, das sein derzeitiger Job zeitlich nicht mit seiner Huskyliebe zusammen passt. Seine Entscheidung fiel für die Huskys und nen neuen Job, der ihm auch die Zeit für sein Gespann lies
Bei mir um die Ecke wohnt ein netter älterer Mann, der hat nen Foxterriermix (keine Ahnung woher, gekauft hat der den nicht, war bestimmt ein liebgemeintes Geschenk) und wundert sich, das er den nicht von der Leine lassen kann, weil der überall hinrennt und nicht hört, wenn er nicht selber will - Jagdtrieb eben - hab ihm mal ne lange Schleppleine empfohlen, die hat er jetzt und er übt, wann immer er dran denkt mit dem Hund, das der hört - was nicht täglich ist, denn der Gute trinkt gern mal einen - trotzdem wirds von Monat zu Monat besser und was wichtig ist, der Hund macht einen gesunden, zufriedenen Eindruck, ist lieb und freundlich und überhaupt nicht verkorkst, nur etwas unerzogen und bringt Herrchen toll nach Haus, wenn ders allein mal nicht mehr schafft
Bordercollies waren ja auch mal in, sind aber zum Glück nie wirklich Modehunde geworden, da kenn ich nur einen hier in der Umgebung und da ist der Besitzer ständig mit beschäftigt, damit sich der Hund nicht langweilt und wenigstens halbwegs ausgelastet und gefordert ist. Was hier ein Modehund zu werden scheint, ist eine ungarische Jagdhundrasse (ähnlich wie Weimaraner nur in hellem braun), die sieht man immer mehr und keiner der Halter ist Jäger oder Förster... nee, wenn man sich für einen Hund entscheidet, muss man sich erstmal mit der ausgesuchten Rasse auseinandersetzen und sich lieber für eine andere entscheiden, wenn man dem Tier nicht das bieten kann, was es braucht...
Meine erste Hündin war ein absolutes Mitleidtier: eine Schäferhündin in einer 2 Raum Wohnung, hätte ich nie mitgemacht, wenn die mir nicht so leidgetan hätte, als ich sie das erste mal gesehen hatte - aus mieser Haltung (eingesperrt im Zwinger, kein Auslauf und wenn dann sollte sie nachts Wachhund spielen, völlig verängstigt, weil geschlagen) freigekauft und hatte lebenslang ne Macke, die zweite stammt aus einem guten Tierheim und ist ok, die dritte ist ihre Tochter, also eigene "Zucht". Dann hab ich derzeit 2 Kater, einen auf der Straße gefunden, dazu kam eine Katze auch aus dem Tierheim (die sind eh so eigensinnig, das ich da nur drauf geachtet hatte, das sie Hunde mag) und nachdem die Katze starb, musste wieder Gesellschaft für den Kater her und die kam von einer Freundin, die grad nen Wurf zuhaus hatte... Ich hatte Reptilien aus nem Laden "adoptiert", die dort mehr als ein Jahr in einem eigentlich zu kleinen Terrarium gelebt hatten, weil sie keiner kaufen wollte, vor Jahren in einer Nacht und Nebelaktion eine Hündin aus schlechter Haltung (von dem selben "Hundezüchter", der meine Schäferhündin verkorkst hat) geholt und weitervermittelt, einen Rüden im Winter aus einem Zwinger geholt, dessen Besitzer lieber in der Karibik ne Tauchschule managen wollte (war ein Schäferhund, um die 20 Kg leicht, zu schwach zum Treppen steigen, völlig verdreckt) - auch der hatte noch ein paar schöne Jahre.
Die Entscheidung ein Tier aus dem Heim gegen eins vom Züchter muss jeder selbst fällen, allerdings find ich persönlich es nicht gut, das immer mehr Tiere in deutschen Heimen mit viel Aufwand aus dem Ausland geholt werden - klar sind die Zustände in Spanien und Co nicht eben toll, was Tierschutz angeht - aber daran ändert sich doch nichts, wenn man die armen Viecher hier her holt. Statt dessen wäre es für alle Tiere besser, wenn man versucht, vor Ort was zu ändern - die Einstellung der Leute dort zu ihren Tieren, die Bedingungen in den Heimen vor Ort, eben so das spanische Hunde in Spanien bleiben können und dort ein gutes artgerechtes Leben haben... in unseren Heimen gibt es genug Tiere, die dann mehr Chancen auf ein neues Zuhaus hätten, wenn der Mitleid- und "ich bin ein guter Mensch, weil ich ein Tier vor einer Tötungsstation rette" Faktor wegfällt...
Ich hab auch nen Pelz im Schrank - allerdings nen unechten - echte Pelze sind bei unseren Witterungsbedingungen einfach nicht notwendig, aber wenn dann ist nichts dagegen zu sagen, wenn der Pelz von einem "Fleischtier" kommt und nicht von einer Pelzfarm. Bei uns in der Nähe haben vor ca 2 Jahren "Tierschützer" Nerze befreit - toller Erfolg: wochenlang etliche davon totgefahren oder verletzt an den Straßenrändern, ich weiss nicht wie viele verhungert oder erfroren in den umliegenden Wäldern, einige wenige wieder eingefangen...
Ich trag Sachen aus Leder - die Tiere werden eh geschlachtet, warum soll man das Fell wegwerfen?! Es sollte schon alles verwertet werden, was geht. Eier kauf ich möglichst nur Freiland - hab selbst nie Käfighühner gesehen, aber meine Mutter kennt das aus eigener Erfahrung - wenn Legehennen zu alt werden und ausgetauscht werden, mussten die teils Beine abschneiden, weil die in den Käfigen eingewachsen waren - ok, das ist 20 Jahre her und in der Zwischenzeit hat sich ein wenig geändert - trotzdem, ich komm vom Dorf und wir hatten freilaufende Hühner und wenn die mal nicht raus konnten, waren die mies drauf.
Ich esse Fleisch aus dem Supermarkt, der gute Fleischer ist für mich oft schlicht zu teuer auf Dauer und Qualität - auch die Lebensqualität der Tiere - hat nun mal seinen Preis und ich bin ein absoluter Fleischfresser, naja nicht sooo viel, aber ich hab eh Probleme mit der Esserei - keinen Hunger, keinen Appetit, keine Lust zu essen, satt nach ner Portion, die vielleicht ein Grundschulkind verdrücken würde ( bin heut zum Beispiel gegen 11 aufgestanden und mein Essen bestand aus einem Teller Linsensuppe gegen 17 Uhr, einem kleinen Stück Erdbeertorte mit Sahne gegen 21 Uhr und einem kleinen Stück Rippchen vor ner Stunde ) und so ess ich das, worauf ich grad Lust hab, damit ich überhaupt halbwegs genug esse und ich find nicht, das ich deswegen ein schlechterer Mensch bin... ich allein kann die Welt eh nicht ändern - leider - aber was für mich persönlich möglich ist, mach ich gern. Ich hätte ein besseres Gefühl, wenn ich wüsste, das Schnitzel auf meinem Teller stammt von einem Schwein, das nicht nur auf dem Weg zum Schlachthof die Sonne gesehn hat und das nicht möglischst schnell möglichst groß gemästet wurde... wenn ich wüsste, das die Kuh, die die Milch für meine Butter gibt, auf ner Weide steht und nicht in einem sterilen Stall in einem engen Verschlag, doch so ein Gefühl kann ich mir wie viele andere rein finanziell nicht leisten - schön wärs, wenn Arbeit in Deutschland so bezahlt werden würde, das man sich erlauben kann, für gute Qualität und Erzeugnisse aus artgerechter Haltung mehr auszugeben, als für billige Massenproduktion, das würde so mancher Massentierhaltung den Hals brechen, so lange wie wir darauf angewiesen sind, billig aber schlecht einzukaufen, weil teuer aber besser nicht machbar ist, wird sich nichts ändern...