Das Problem ist ja gerade, dass die Kunden ein Entscheidungskriterium brauchen. Aber welches, wenn sie sich doch selbst nicht auskennen? Daher entscheidet meistens der Preis und die fallen wie die Fliegen auf Lockangebote rein. Und es ist schließlich unser Job, dass wir uns auskennen und die Kunden fachgerecht beraten - nicht umgekehrt.
Hatte erst vorgestern wieder so ein Gespräch mit einer anderen Mama, die ich aus der KiTa kenne. Sie hatte sich kürzlich Gelnägel machen lassen, ganz dezent in rosé. Sahen sauber gearbeitet aus und alles, aber ganz flach. Ich habe ihr dann gesagt, sie solle es nicht falsch verstehen, die Nägel sehen toll aus, aber der Aufbau fehle. Sie solle doch beim nächsten Termin ihre Nageldesignerin nett darum bitten, den Stresspunkt etwas mehr zu verstärken. Sie dann: "Nee, nee, das wollte ich so!" Ich habe dann versucht, ihr zu erklären warum das wirklich wichtig ist. Dass der Nagel eine Art Statik braucht wegen Bruchgefahr, dass ihr der Naturnagel dann im Fall des Falles sehr schmerzhaft abreißen kann, etc. Sie wieder: "Ja, aber wenn ich von der Seite auf die Nägel gucke, dann will ich dass die ganz flach sind." Ich hab gesagt, okay, sie wüsste jetzt Bescheid und dass ich für sie hoffe, dass es gut geht. Hinterher hab ich mich über mich selbst geärgert, warum ich meine Zeit mit solchen Gesprächen verplempere...
Und so gehts einem dann doch ganz oft. Vor einiger Zeit hatte ich eine Anfrage einer Kundin, was eine Verlängerung koste. Ich habe ihr den Preis genannt und gesagt, dass der Preis für Schablone oder Tips gleich ist. Manche nehmen ja mehr für Schablonenverlängerung. Sie sagte mir, sie wolle Tips - unbedingt. Worauf ich antwortete, dass ich das erst vor Ort mit Bestimmtheit sagen kann, weil die Auswahl des Systems von ihrer Naturnagelbeschaffenheit abhängt. Ich muss die Nägel erst mal zu Gesicht bekommen. Außerdem sei nur die Methode anders, das Ergebnis sei optisch gleich. Da sagt die mir kackendreist, na wenn ich mit Tips nicht richtig umgehen könnte, dann würde sie halt bei ihrer Nageltante bleiben, auch wenn die teurer wäre. Da war ich froh, dann kann sich jemand anderes über die Dame ärgern.
Was ich damit sagen will ist, dass ich es für gefährlich halte wenn wir Nageldesigner/innen aus Konkurrenzdruck oder was auch immer, von unseren Kunden zu sehr in die Arbeit reinreden lassen. Man ist gerade am Anfang wirklich geneigt, sich unter Druck setzen zu lassen, weil man ja auf das Geld angewiesen ist und man Angst hat vor Negativwerbung. Man muss sich bewusst machen, dass es keine 100%ige Zufriedenheitsquote geben kann.
Wenn es zumindest Richtlinien für diesen Beruf gäbe, das wäre doch mal was. Aber es stimmt schon, einige haben nur wenige oder gar keine Seminare besucht und machen tolle Nägel und andere, bei denen fragt man sich, wie sie durch die HWK-Prüfung gekommen sind.
Zudem sollten sich die NDs vereinigen (gab es nicht mal einen Verband?) und eine Mindestpreisschiene entwerfen.
Dann hört es vielleicht mal auf, dass Kunden auf Kleinanzeigen Portalen NDs suchen mit dem Angebot, einen Materialpreis zu zahlen und wenn die Arbeit richtig gut sei, dann würde die Kundin auch gerne einen Arbeitslohn drauflegen. Oder eine andere, die inseriert, dass sie eine neue ND sucht für maximal 20-25 €. Die behauptet, sie wisse dass dies ein realistischer Preis sei und nicht privat oder im Homestudio so zahlen will wie in einem Studio. Da fällt einem nix mehr zu ein. Das Schlimmste daran ist, dass die dann oft noch jemanden finden, der ihnen ein Angebot macht.