Hallo Mädels,
nachdem ich gebeten wurde, meinen Beitrag zum Kalkulationsdumping auch hier bei euch im Forum einzustellen, tue ich dieses natürlich gern.
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nachdem es immer wieder um das Thema „Dumpingpreise“ – sagen die einen, „Abzocke“ nennen es die anderen, wenn die Preise höher liegen geht, habe ich mir die Zeit genommen und einfach mal verschiedene Szenarien durchgerechnet.
Sehr oft habe ich erfahren, wie viele sich angesprochen fühlen, wenn man von den Mädels spricht, die schwarz arbeiten und das zu Dumpingpreisen.
„Das tue ich nicht!“ – aber was bleibt dann übrig?
Vor allem – was bleibt jemandem übrig der sowohl offiziell arbeitet oder auch schwarz?
Denn immer wieder begegnen mir Mädels, die einen mit großen unschuldigen Augen anschauen und die Welt nicht mehr verstehen, wenn man ihnen sagt, dass das Arbeiten zu diesen Preisen nichts bringt … sie machen damit lediglich den offiziellen (vernünftig kalkulierten) Arbeitsmarkt kaputt.
Arbeiten als Naildesignerin – mal eben nebenher…lohnt es sich? Ist es wirklich das leicht verdiente Geld was viele Glauben?
Deutschland ist ein Rechtsstaat – und in diesem Staat gibt es Gesetze. Gesetze die Arbeitszeiten, Versicherungen und Einkommen regeln, bzw. gegen Schwarzarbeit vorgehen. Das hat nichts mit Kleinlichkeiten zu tun – es geht um eine funktionierende Gesellschaft.
Ich muss sagen, als ich diese Kalkulation (die eigentlich mit einem anderen Antwortposting begonnen hat) weitergespielt habe und mich tiefer in die Materie eingearbeitet habe, war ich erschreckt.
Weil ich unter anderem gesehen habe, dass sich das „nageln“ selbst für die Mädels die schwarz arbeiten nicht lohnt.
Geschäft ist Geschäft, Schnaps ist Schnaps heißt es…aus diesem Grund habe ich versucht wirklich alle Kosten aufzuschlüsseln. In die Berechnungen ist quasie auch der Toilettenpapierblattverbrauch eingerechnet. Denn auch das sind Ausgaben, die getragen werden müssen und das (geglaubte) eben schnell verdiente Geld empfindlich schmälern.
Fangen wir also an:
Ich mache einfach mal eine theoretische Kalkulation für einen mobilen Nagelservice auf dem ländlichen Gebiet. (in der Stadt sind die Kilometer zwar weniger, aber der Verbrauch des Fahrzeuges liegt höher, die Fahrzeit bleibt aber fast gleich)
25 Euro pro Kunde ca. 4 am Tag (gerechnet mit auspacken, einpacken, fahren, modellieren, verabschieden also ca. 2,5 stunden mit allem)
Rechnen wir also mal den günstigsten Fall, dass du voll ausgebucht wärst...
Und gehen wir davon aus, dass du eine 5 tage Woche hast und wirklich 10 Stunden täglich unterwegs bist...ohne Pausenzeiten natürlich.
Das wäre ein Umsatz von 100 Euro täglich - ein Monatsumsatz von 2.000 Euro
Gehen wir aus, dass du täglich 30 km verfahren würdest - a km ca. 30 Cent (ist alles inbegriffen, Verschleiß, Benzin, Versicherung, Steuer, Wäsche, Werkstatt etc., der Wert ergibt sich aus der ADAC Berechnung) - sind dann im Monat 180 Euro
Materialkosten und Verbrauch rechnen wir mal pro Kunde 5 Euro (das ist sehr gering bemessen) - ergo 80 mal 5 = 400 Euro (Zelletten, Gele, Glitzer, Pflegeprodukte, Handschuhe, Feilen, Desinfektion, Küchenrolle, Karteikarte) und nehmen wir mal 30 Euro normaler zusätzlicher Bedarf (mal was neues für Design, mal ein neuer Pinsel).
Die Krankenversicherung beträgt mindestens 270 Euro (da nicht minderbeschäftigt, ergibt sich aus der Arbeitszeit)
Du bist Einkommensteuerbefreit und Gewerbesteuerbefreit, da du die Bemessungsgrenzen nicht überschreitest.
Natürlich bildest du dich weiter - rechnen wir mal eine Pauschale von 10 Euro anteilig Internetgebühr. Und du beziehst die Profnail - pro Monat 4 Euro
Du machst Werbung - gehen wir mal von einem jährlichen Beitrag von 200 Euro aus. Ob Flyer, Aufkleber, Visitenkarten, Autobeschriftung, kleine Geschenke, Geburtstagskarten, einfach mal als Pauschale gesehen. also wirklich nur ein kleiner Rahmen - macht im Monat 17 Euro.
Gehen wir davon aus, dass du einen Kurs im Jahr für 200 Euro Weiterbildung besuchst. Macht also noch mal 17 Euro im Monat.
Da du dein Auto geschäftlich fährst, musst du dieses separat bei der GEZ melden - 5,50 pro Monat.
Als Selbständige solltest du privat für deine Rente vorsorgen - sagen wir mal 100 Euro mindestens (alles andere lohnt sich überhaupt nicht)
Natürlich hast du eine Berufshaftpflichtversicherung - die kostet im Jahr 120 Euro - im Monat dann also 12 Euro.
Dann nehmen wir mal deine Geschäftsgrundausstattung. Günstig gesehen - also Ausbildung, Gewerbeanmeldung, Material zum arbeiten, Pinsel, Lampen, Fräser, Koffer, Leuchte ... halt alles, was man braucht...nehmen wir mal 2000 Euro. Macht eine jährliche Abschreibung auf 4 Jahre von 500 Euro - auf den Monat also 42 Euro.
Du solltest ein Navigationsgerät haben, damit du die Kunden schneller findest (alles andere kostet wieder Geld und Zeit) - 300 Euro - auf 4 Jahre, sind monatlich 6,25 Euro
Du hast ein Geschäftshandy - vielleicht sogar eine Flatrate...wirst angerufen, musst telefonieren...nutzt es aber auch privat. Rechnen wir mal anteilig 20 Euro pro Monat.
Dann hast du zuhause auch noch einen Arbeitsplatz, da vielleicht ab und an mal jemand zu dir kommt. Rechnen wir anteilig mal 10 Euro Strom, Wasser, Kaffe, Sprudel, Mietkosten...also wirklich nur minimal.
Jetzt gehen wir mal an die Arbeitszeit ran, die du nicht bezahlt bekommst, die du aber reinrechnen musst. Also wöchentliche Buchhaltungszeit von 1 Stunde, 2 Stunden Weiterbildung im Internet, Werbung im Netz, Einkauf und Bestellung, Koffer wieder auffüllen 1 Stunde. Sind also pro Woche noch mal 4 Stunden. Monatlich kommt noch mal 1 Stunden Pflege und Wartung deines Autos dazu. (Putzen, tanken)
Vollbeschäftigung 50 stunden ohne pausen wöchentlich plus zusätzliche Arbeitsstunden 17 im Monat - also 217 Stunden im Monat reine Arbeitszeit.
Mobiles Nagelstudio hauptberuflich
4 Kunden täglich a 25 Euro Kundenpreis
2000 Euro Gesamtumsatz
abzüglich
180 Euro Pauschalkilometerabrechnung
400 Euro Materialverbrauch bei 80 Kunden
270 Euro Krankenversicherung
10 Euro Internetgebühr
30 Euro zusätzliche Bestellungen Material (Pinsel, neue Nailart, etc.)
4 Euro Profnail
17 Euro Werbung
17 Euro Weiterbildung
5,50 Euro GEZ
100 Euro Rente
12 Euro Betriebshaftpflicht
42 Euro Abschreibung des Startkapitals für Geräte und Produkte
6,25 Euro Abschreibung Navigationsgerät
20 Euro Handy
10 Euro Arbeitsplatz zu Hause
5 Euro Eigenverbrauch Material
8 Euro Computerabschreibung und Lizenzkosten (400 Euro auf 4 Jahre abgeschrieben)
- 1136,75 Euro Abzugskosten
= 863,25 Einkommen netto (Einkommenssteuerfrei)
217 Stunden Monatsarbeitszeit = 3,97 Euro Stundenlohn netto (mit Rentenabsicherung)
217 Stunden Monatsarbeitszeit = 4,44 Euro Stundenlohn netto (ohne Rentenabsicherung)
Bei 54,25 Stunden Wochenarbeitszeit!
Das ist natürlich eine pauschale Berechnung ohne Einbeziehung von Krankheit, Kundenausfällen.
Gehen wir von den Kunden mal runter (ist wohl auch realistischer). Also nehmen wir täglich 2 Kunden.
Mobiles Nagelstudio hauptberuflich
2 Kunden täglich a 25 Euro Kundenpreis (angepasste Abzüge)
1000 Euro Gesamtumsatz
abzüglich
90 Euro Pauschalkilometerabrechnung (15 km)
200 Euro Materialverbrauch für 40 Kunden
270 Euro Krankenversicherung
10 Euro Internet
15 Euro zusätzliche Bestellungskosten
4 Euro Profnail
25 Euro Werbung (ist logisch, weniger Kunden = mehr Werbung)
17 Euro Weiterbildung
5,50 Euro GEZ
100 Euro Rente
12 Euro Versicherung
42 Euro Abschreibung Startkapital für Geräte und Produkte
6,25 Euro Navigationsgerät
20 Euro Handy
10 Euro Arbeitsplatz zu Hause
5 Euro Eigenverbrauch Material
8 Euro Computerabschreibung und Lizenzkosten
- 839,75 Euro Abzugskosten
= 160,25 Euro Einkommen netto (Einkommenssteuerfrei)
117 Stunden Monatsarbeitszeit = 1,36 Euro Stundenlohn netto (mit Rentenabsicherung)
117 Stunden Monatsarbeitszeit = 2,22 Euro Stundenlohn netto (ohne Rentenabsicherung)
(29,25 Stunden Wochenarbeitszeit)
Deine Wochenarbeitszeit beträgt nur noch 25 Stunden Kundenzeit zzgl. den unbezahlten Stunden - du bist also bei knapp 30 (29,25) Stunden Wochenarbeitszeit. Die monatliche Arbeitszeit beträgt rechnerisch 117 Arbeitsstunden.
Dein Nettoeinkommen betrug 160,25 Euro. Das macht einen Stundenlohn von 1,36 Euro bei knapp 30 Stunden die Woche.
Aber nehmen wir mal die Rentenabsicherung heraus, obwohl das sehr wichtig ist. Dann hast du ein Nettoeinkommen von 260,25 Euro. Das würde einen Stundenlohn von 2,22 machen.
Gerade wenn man nicht ausgebucht ist KANN man davon NICHT leben!
Das war mal ein Rechenbeispiel - eine Kalkulation für alle die im Niedrigpreisbereich liegen und mobil arbeiten, bzw. arbeiten wollen. Und ich gehe von einer offiziell angemeldeten Tätigkeit aus.
Passen wir diese Preise mal an ein Homestudio an und gehen von einem Zimmer mit 15 Quadratmetern aus.
Wir sprechen von einer angemeldeten offiziellen Arbeit – erstmal hauptberuflich.
Die Arbeitszeiten bleiben gleich. Die Wegefahrten fallen zwar weg, dafür kommt Bewirtung, putzen, aufräumen, dekorieren, desinfizieren dazu. Wiegt sich also ungefähr auf.
Homestudio hauptberuflich
4 Kunden täglich a 25 Euro Kundenpreis
Monatsarbeitszeit 217 Stunden (Kundenarbeitszeit plus unentgeltliche Arbeitszeit)
2000 Euro Gesamtumsatz
abzüglich
100 Euro Warmmiete (ein Zimmer in einer Wohnung)
20 Euro Strom, Wasser
400 Euro Materialverbrauch bei 80 Kunden
270 Euro Krankenversicherung
10 Euro Internetgebühr
30 Euro zusätzliche Bestellungen Material (Pinsel, neue Nailart, etc.)
4 Euro Profnail
5 Euro Geschäftsmüllentsorgung
17 Euro Werbung
17 Euro Weiterbildung
5,50 Euro GEZ
12 Euro GEMA
100 Euro Rente
12 Euro Betriebshaftpflicht
42 Euro Abschreibung des Startkapitals für Geräte und Produkte
10 Euro Abschreibung Mobiliar (wirklich komplett alles, von der Deckenlampe über den Tisch, Stühle, Kleiderhaken, Dekoration, Kaffeetassen etc. – habe 500 Euro auf 4 Jahre als Abschreibung gerechnet)
20 Euro Handy
20 Euro Bewirtungskosten (täglich 2 Flaschen Mineralwasser – also grob ein Kasten in der Woche für ca. 2.50 Euro sowie 4 Kaffeepads pro Tag, a 13 Cent)
5 Euro Eigenverbrauch Material
8 Euro Computerabschreibung und Lizenzkosten
- 1107,50 Euro Abzugskosten
= 892,50 Euro Einkommen netto (Einkommenssteuerfrei)
217 Stunden Monatsarbeitszeit = 4,11 Euro Stundenlohn netto (mit Rentenabsicherung)
217 Stunden Monatsarbeitszeit = 4,57 Euro Stundenlohn netto (ohne Rentenabsicherung)
(54,25 Wochenarbeitszeit) Homestudio hauptberuflich
2 Kunden täglich a 25 Euro Kundenpreis (angepasste Abzüge)
Monatsarbeitszeit 117 Stunden (Kundenarbeitszeit plus unentgeltliche Arbeitszeit)
1000 Euro Gesamtumsatz
abzüglich
100 Euro Warmmiete (ein Zimmer in einer Wohnung)
15 Euro Strom, Wasser
200 Euro Materialverbrauch bei 40 Kunden
270 Euro Krankenversicherung
10 Euro Internetgebühr
30 Euro zusätzliche Bestellungen Material (Pinsel, neue Nailart, etc.)
4 Euro Profnail
5 Euro Geschäftsmüllentsorgung
30 Euro Werbung
17 Euro Weiterbildung
5,50 Euro GEZ
12 Euro GEMA
100 Euro Rente
12 Euro Betriebshaftpflicht
42 Euro Abschreibung des Startkapitals für Geräte und Produkte
10 Euro Abschreibung Mobiliar (wirklich komplett alles, von der Deckenlampe über den Tisch, Stühle, Kleiderhaken, Dekoration, Kaffeetassen etc. – habe 500 Euro auf 4 Jahre als Abschreibung gerechnet)
20 Euro Handy
10 Euro Bewirtungskosten (täglich 2 Flaschen Mineralwasser – also grob ein Kasten in der Woche für ca. 2.50 Euro sowie 4 Kaffeepads pro Tag, a 13 Cent)
5 Euro Eigenverbrauch Material
8 Euro Computerabschreibung und Lizenzkosten
- 905,50 Euro Abzugskosten
= 94,50 Euro Einkommen netto (Einkommenssteuerfrei)
117 Stunden Monatsarbeitszeit = 0,81 Euro Stundenlohn netto
(29,25 Wochenarbeitszeit)
Homestudio nebenberuflich selbständig
5 Kunden wöchentlich a 25 Euro Kundenpreis (angepasste Abzüge)
(pro Tag ein Kunde nach der Arbeitszeit finde ich realistisch, aber das muss jeder selbst wissen, seinem Arbeitgeber mitteilen und die gesetzlichen Bestimmungen zur täglichen und zur Gesamtwochenarbeitszeit einhalten)
500 Euro Gesamtumsatz (bei der beitragsfreien Zahl 400 Euro handelt es sich um Einkommen und nicht um den Umsatz wie oft fälschlich gedacht wird)
abzüglich
100 Euro Warmmiete (ein Zimmer in einer Wohnung)
15 Euro Strom, Wasser
100 Euro Materialverbrauch bei 16 Kunden
10 Euro Internetgebühr
15 Euro zusätzliche Bestellungen Material (Pinsel, neue Nailart, etc.)
4 Euro Profnail
2,5 Euro Geschäftsmüllentsorgung
10 Euro Werbung
17 Euro Weiterbildung
5,50 Euro GEZ
12 Euro GEMA
12 Euro Betriebshaftpflicht
42 Euro Abschreibung des Startkapitals für Geräte und Produkte
10 Euro Abschreibung Mobiliar (wirklich komplett alles, von der Deckenlampe über den Tisch, Stühle, Kleiderhaken, Dekoration, Kaffeetassen etc. – habe 500 Euro auf 4 Jahre als Abschreibung gerechnet)
10 Euro Handy
5 Euro Bewirtungskosten (wöchenlich 2 Flaschen Mineralwasser – also grob ein Kasten im Monat für ca. 2.50 Euro sowie Kaffepads 2,5 Euro pauschal)
5 Euro Eigenverbrauch Material
8 Euro Computerabschreibung und Lizenzkosten
=383,00 Euro Abzugskosten
= 117,00 Euro Einkommen netto
55 Stunden Monatsarbeitszeit = 2,13 Euro Stundenlohn netto
(13,75 Wochenarbeitszeit)
Hier noch einige (wie ich finde) informative Links zu besonderen Familienverhältnissen:
Hausfrauen die selbständig arbeiten (und familienversichert sind und das auch bleiben wollen)
Dringend die Einkommensgrenzen und Wochenarbeitsstunden bei Eurer Krankenkasse direkt erfragen!
Mütter in Elternzeit
Bitte beachten – das Einkommen (Einnahmen minus Ausgaben) wird komplett bei der Berechnung des Elterngeldes angerechnet = abgezogen!
Diese Zahlen sind nicht in Stein gehauen - sie variieren selbstverständlich, geben aber denke ich eine gute und umfassende Kalkulation wieder. Vielleicht habe ich etwas vergessen, vielleicht habe ich ein paar Zahlen etwas zu hoch angesetzt (was ich mir aber wirklich nicht vorstellen kann, da ich gering geblieben bin)
Mensch, ich wünsche doch jedem dass er für seine gute Arbeit auch ein gutes Einkommen hat. Denn nur aus Spaß arbeitet doch niemand.
Aber ich habe schon so viele Mädels gesehen, die sich komplett übernommen haben, ihren Job aufgegeben haben, und sich hoch verschuldet haben…und es eben nicht geschafft haben. Gerade im Niedrigpreisniveau auch nicht schaffen können. Schon gar nicht, wenn sie von ihrem Geschäft leben wollen bzw. müssen! Da hilft auch kein staatlicher Zuschuss. Die 10 Monate sind schnell vorbei. Und ob es sich dann (bei ausreichender Kundenzahl) in dem Dumpingpreisbereich lohnt, ist sehr, sehr fraglich.
Ich kann auch verstehen, dass so viele schwarz arbeiten - aber so kann das System nicht funktionieren. Vor allem nicht auf den Schultern derer, die ihre kompletten Abgaben leisten und quasie denjenigen ein Leben ermöglichen, die wiederum durch das Preisdumping die Arbeitsplätze derer gefährden und vernichten, die sie finanzieren.
Es geht nicht darum ob jemand hart arbeitet oder nicht - es geht um eine anständige, dem allgemeinen Preisniveau angepasste Entlohnung - für eine EHRLICHE arbeit.
Ich spreche nicht von den staatlich unterstützten Mädels, die schwarz arbeiten. Aber gerade die machen alles kaputt - und nutzen die arbeitende Bevölkerung aus. Doch nicht einmal hier lohnt es sich wirklich, das heißt wenn man seine Arbeitszeit entsprechend entlohnt haben möchte.
Vielleicht hilft euch mein Beitrag bei Überlegungen zu den bestehenden Kalkulationen oder öffnet manchem jungen Mädchen die Augen, die all zu naiv an die Gründung einer Selbständigkeit herangehen.
Selbständig machen scheint in Mode zu sein. Nur leider scheitern die meisten Geschäftsgründungen innerhalb der ersten drei Jahre. 4 von 5 Unternehmen gibt es dann nicht mehr!
Die Überschuldung der Bevölkerung hat auch hier seine Ursache.
Wenn eine erfahrene Nageldesignerin sagt dass diese Dumpingpreise nicht wirtschaftlich sind, dann sind das Tatsachen und bedeutet nicht, dass diese mit ihren höheren Preisen die Kunden abzockt oder sich eine goldene Nase verdient.
Es wäre schön, wenn die Nageldesignerinnen sich gegenseitig an die Hand nehmen würden, anstatt immer wieder und das zum Preis ihrer Existenz mit den Ellenbogen gegeneinander arbeiten würden.
Ich rede jetzt nur von den Nageldesignerinnen – und nicht von den Kunden. Nägel sind Luxus – ganz klar – und jeder leistet sich den Luxus den er sich leisten kann und möchte. Bei dem einen sind es Bier und Zigaretten, der nächste geht gern aus, der andere abboniert sich zwei Zeitschriften, wieder einer kauft sich Blumen oder geht mal essen, jemand liebt Mode und Kleidung, man geht mal zum Frisör, ins Kino oder eben ins Fitnesscenter…oder aber er lässt sich die Nägel machen.
Aber das darf nicht in die Kalkulation einer Nageldesignerin einfließen! Denn sonst arbeitet sie nicht lebenssichernd.
Und sprechen wir auch die Asiastudios an. Dort wird auf Masse und nicht auf Klasse gearbeitet…aber…zu welchem Preis? Mir tun die Mädels die dort ausgebeutet – und teilweise versklavt gehalten werden – leid. Ob das jemand unterstützen möchte, muss jeder selbst mit sich ausmachen!
Aber sich aus diesem Grund ebenso ausbeuten lassen?
Es gibt Initiativen gegen Kinderarbeit und fair gehandelten Kaffee – aber wie sieht es mit einem fairen Preis im Nailbereich aus?
Nageldesignerinnen sind Handwerker – aus diesem Grund reißt sich auch die HWK um die Neugründungen…da sind übrigens auch Beiträge fällig – nach der Befreiung für Mindestumsatz zumindest ab dem 3. Jahr!
Und Handwerkskunst hat seinen Preis!
Schaut euch die Preiskalkulation eines Klempners an! Was verlangt der Malermeister auf die Stunde? Wie hoch ist die Arbeitseinheit eines KFZ-Mechanikers eingestuft?
Glaubt ihr wirklich dass diese Kalkulationen illusorisch sind und auf die Gier des Firmeninhabers angepasst ist?
Ich hoffe, dass dieser Beitrag zum nachdenken anregt – vor allem in Bezug auf diejenigen unter uns, die Modellagepreise verlangen, die uns überleben lassen.
Eure Damaris
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgendjemand ein
wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte. John Ruskin (1819 – 1900)
03.02.2010 08:30 •
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