Die Gründe warum die Kosmetikhersteller Mineralöle einsetzen sind schnell genannt:
- preiswerter Rohstoff
- permanente Verfügbarkeit (nicht von Ernten abhängig)
- nahezu unverderblich
- leicht zu verarbeiten
- allgemein gute Verträglichkeit auch bei empfindlicher Haut (nicht zu verwechseln mit guter Pflegewirkung!)
Mineralöle sind gesättigte Kohlenwasserstoffketten. Diese legen einen Film auf die Haut, der nicht wasserlöslich ist – auch bei der Reinigung wird dieser nicht komplett entfernt, sondern lediglich aufgebrochen. Die Haut wird regelrecht abgedeckt (Okklusion). Die Haut fühlt sich durch diesen Film sehr weich an.
Mineralöle enthalten keinerlei Vitamine oder Spurenelemente und weisen keinerlei Nährwert auf. Selbst Mikroorganismen können aus diesen Ölen keinen Nährstoff aufnehmen. Darin begründet sich auch die lange Haltbarkeit dieser Stoffe. In Forschungslabors werden Mineralöle zum Abdichten von Proben verwendet – ein paar Milliliter schließen Proben luftdicht ab.
Verständlicherweise wird durch diesen Film auf der Haut die natürliche Hautatmung verhindert. Es bildet sich zunächst einmal eine Art Hitzestau, da ja keine Verdunstung und somit Kühlung der Hautoberfläche mehr stattfinden kann.
Für Menschen mit Neigung zu erweiterten Blutgefäßen (Couperose) wird dieser Effekt sehr schnell deutlich, da die Blutgefäße durch die gestaute Wärme permanent überdehnt werden.
Durch die Wärme verdunstet auch die Feuchtigkeit der Haut schneller. Dieser Effekt ist nicht sichtbar – das verdunstete Wasser schlägt sich an der Unterseite des Ölfilms, in der Hornschicht der Haut nieder. Optisch wirkt die Haut prall.
Bei der Reinigung wird der Film nun aufgebrochen und die gestaute Feuchtigkeit entweicht aus der Hornschicht – dann fühlt sich die Haut trocken an und es kann zu Spannungsgefühlen kommen.
Die lebendigen Hautzellen in der Tiefe der Haut sind der Feuchtigkeit beraubt und in ihren Funktionen beeinträchtigt.
Langfristig wird der Hautzustand stark geschädigt, die Haut verdurstet förmlich unter der vermeintlich guten Pflege.
Weiterer unangenehmer Nebeneffekt – diese Paraffine sind ihn in hohem Maße komedogen. Sie verursachen Mitesser und können sogar akneähnliche Erkrankungen hervorrufen. Durch die „versiegelte“ Hautoberfläche wird der Talgabfluss gehemmt und der oben erwähnte Erwärmungseffekt sorgt für ein feuchtwarmes Klima – ein ideales Klima für die Vermehrung von Bakterien.
Die entstehenden Mitesser sind sehr dick und lassen sich leicht entfernen. Sie entstehen auch an eher mitesser-untypischen Stellen, beispielsweise direkt an der Lippe.
Ein Forschungsteam der schwedischen Universität hat nachgewiesen, dass durch die wasserunlöslichen Paraffine der Hydro-Lipid-Film (Säureschutzmantel) immer schwächer wird und auch seine Fähigkeit sich wieder aufzubauen verliert.
Es kommt oftmals nach dem Absetzen der paraffinhaltigen Produkte zu einer sehr stark schuppenden Haut. Dies wird dann meist dem neuen Produkt zugerechnet. Wer diesen Hautzustand an sich feststellt bei einem Umstieg – beispielsweise auf Naturkosmetik – dem sei geraten einfach durchzuhalten bis sich der Hydro-Lipid-Film wieder aufgebaut hat und die Haut sich insgesamt regeneriert.
Der Wissenschaftler Dr. Hans Lautenschläger weist außerdem darauf hin, dass sich Mineralölbestandteile in den Hautschichten ablagern. Auch dies ist ein Grund warum eine Umstellung auf paraffinfreie Kosmetik wochen- und monatelang dauern kann.
Ein weiterer Effekt ist eine gewisse „Sucht“ nach Nachschmieren. Dies wird logisch, wenn man den Austrocknungseffekt kennt. Je stärker er wird desto mehr hat man das Gefühl nachschmieren zu müssen. Eigentlich ein Effekt der der Industrie recht gelegen kommt – schließlich wird auch so mehr der Produkte verbraucht.
Es gibt bereits gesicherte Forschungsergebnisse, dass sich Mineralöle im menschlichen Körper, insbesondere in Leber, Lymphknoten und Niere anlagern und dort Entzündungen hervorrufen können.
Aber auch beim Einsatz von Mineralölen gilt der Grundsatz „Nichts ist so schlecht, dass es nicht für irgendwas gut ist“. Es gibt spezielle Produkte, bei denen der Okklusiveffekt sehr sinnvoll und wünschenswert ist. Beispielsweise Salben die die Haut an den Händen vor dem Kontakt mit aggressiven und schädlichen Stoffen schützen sollen. Hier baut das Mineralöl eine wirkungsvolle Barriere zwischen Haut und Umwelt. Ebenso gibt es medizinische Anwendungsgebiete oder auch Einsatzzwecke in Laboren, bei denen der Okklusiveffekt sinnvoll eingesetzt wird. Produkte die eine solche Funktion erfüllen werden gemeinhin als Salben bezeichnet und sind keine Kosmetik.
02.09.2007 16:12 •
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