Eine schlechte Nachricht
Ich war gerade mit Bügeln beschäftigt, als an einem Samstagvormittag das Telefon klingelte. Ah! Meine Mutter! dachte ich, die ich verzweifelt versucht hatte zu erreichen. Aber Fehlanzeige! Es war mein Bruder.
"Die Mutti liegt im Krankenhaus"
Ich war geschockt. Was war passiert?
"Sie ist gestürzt und hat uns nix gesagt. Die Nachbarin hat sich bei uns gemeldet, wir sind zu ihr gefahren und haben sie ins Krankehaus verfrachtet" sagte mein Bruder.
Im Verlauf des Gespräches erfuhr ich, dass unsere Mutter sich gar nicht erinnern konnte, gestürzt zu sein, aber an den Armen und an der Schläfe blitzeblau war. Der Arzt bestätigte auch, dass es sich um keine Folgen von Gewalteinwirkung handelt. Verwandte werden ja schnell verdächtigt, eine alte Dame zu mißhandeln.
"Sie geht jetzt gleich in die CT, aber eine Gehirnerschütterung hat sie auf jede Fall" erklärte mir mein Bruder.
Na ganz große Klasse, meine arme Mama. Leider hatte ich nachmittags eine Fortbildung an der Schule, die ich für mein 1. Staatsexamen zur PTA brauchte. Ich konnte da einfach nicht fehlen. Aber mein Bruder beruhigte mich. Er war ja mit seiner Frau da und kümmerte sich um alles. Im Verlauf des Tages rief ich geschätzte 200 mal bei meinem Bruder auf dem Handy an und fragte wie es aussieht.
"Wir müssen die Mutter dalassen" war schließlich die Antwort meines Bruders gegen Abend.
"Wir haben aber kein gutes Gefühl. Das Krankenhaus sieht nicht besonders modern aus"
"Wo habt Ihr sie denn hingebracht? fragte ich
"Ins Stadtkrankenhaus in Hanau" kam die Antwort.
"Oje, ich kenn mich mit dem Krankenhaus gar nicht aus. Kann man sie nicht verlegen nach Gelnhausen? Das Krankenhaus ist wirklich gut dort, das kenne ich"
"Nee lass mal, das wird die Mutti schon überstehen, wir wollen den Arzt jetzt nicht noch nerven. Außerdem müssen wir heim"
Wir verabschiedeten uns und ich blieb mit einem mulmigen Gefühl zurück. Leider hatte meine Mutter kein Telefon am Bett. So modern war das Krankenhaus nicht. Den ganzen Sonntag tigerte ich durch die Wohnung, da mein Mann als Lehrer diesmal auf einer Fortbildung war und unser Auto hatte. Meine Schwiegereltern waren im Urlaub, deren Auto konnte ich mir nicht leihen und die Schwester meines Mannes brauchte ihr Auto auch. Also kein Besuch bei meiner Mutter
ich machte mir so große Sorgen.
Chris kam gerade zur Tür rein abends, nach einem ewig scheinenden Tag, als das Telefon klingelte. Wieder mein Bruder.
"Du hast vorhin angerufen haben wir gesehen, wir waren brunchen wie immer sonntags. Aber jetzt fahren wir zur Mutti ins Krankenhaus."
Ich bat ihn, mir sofort bescheid zu geben wie es ihr geht.
Die Minuten schlichen dahin. nach 35 Minuten hielt ich es nicht mehr aus und rief auf seinem Handy an.
"Nun mach mal halblang" sagte er. "Wir sind gerade erst am Krankenhaus angekommen. Wir melden uns"
Wieder langes warten.
10 Minuten vergingen.
Ich tigerte durch die Wohnung, räumte hin und her.
Nochmal 10 Minuten vergingen.
Ich schnappte mir am heiligen Sonntag Putzeimer und Wischmop und putzte den Küchenboden. Nicht dass ich das nicht schon einen Tag zuvor gemacht hätte.
Ich war gerade fertig, da rief mein Bruder wieder an.
"Wir bringen die Mutter jetzt wieder heim"
"oh, geht es ihr schon so gut? Das ist ja super"
"Nee, ihr geht's nicht gut, aber das Krankenhaus ist ein Zustand. Die Schwestern haben viel zu viel Arbeit"
"Könnt Ihr sie nicht nach Gelnhausen fahren?"
"Nee, das ist jetzt zu aufwändig. Wir fahren sie heim"
Diesmal war ich so geduldig und wartete eine halbe Stunde, bevor ich bei meiner Mutter anrief. Sie klang nicht gut.
"ich bin müde" war ihre Antwort auf meine Frage, wie es ihr ginge.
"dann leg Dich schlafen, ich melde mich morgen wieder"
"ich bin müde. ich leg mich hin" war das einzige was als Antwort kam.
Irgendwann ging ich dann auch ins Bett...so gegen 3 Uhr nachts und schlafen konnte ich noch lange nicht.