Nachdem wir die Wohnung neu ausgemessen hatten, zeichnete ich auf A3 einen Plan mit den korrekten Maßen und schnitt aus Papier die Möbel meiner Mutter im gleichen Maßstab aus. Dann breiteten Chris und ich alles auf dem Boden aus, stellten eine Flasche Wein dazu und begannen das Spiel "Wir puzzeln uns eine Wohnung". Und siehe da! Der große Wohnzimmerschrank meiner Mutter passte an eine Wand. Ich rief sofort bei ihr an und schmiss sie versehentlich aus dem Bett (es war schon Abend geworden).
"Tut mir leid, dass ich Dich so spät störe"
"Och macht nichts, ich war sowieso gerade auf dem Klo. Ich habe Durchfall"
"So genau wollte ich es nicht wissen" sagte ich mit gespielter Empörung.
"Aber wir haben eine gute Nachricht. Du kannst den ganzen Schrank mitnehmen. Er passt in die Wohnung. Wird zwar etwas eng, aber das kriegen wir hin."
"Ach das wäre schön. Können wir auch das große Bild aus dem Flur mitnehmen?"
"Klar, warum nicht?"
"Dein Bruder will es nicht mitnehmen. Er will, dass es weg kommt"
"Ach quatsch, das nehmen wir mit und fertig"
Wir beendeten das Gespräch und meine Mutter schien etwas zufrieden.
Am nächsten Tag kam ich gerade von der Schule nach Hause und wollte mich an die Examensvorbereitung geben, als mein Bruder anrief. Er hatte bereits ein Angebot der Umzugsfirma. Dieses leitete er per Mail an uns weiter. Der Makler hatte sich noch nicht gerührt.
Das Angebot des Umzugsunternehmens ließ mich erst mal nach Luft schnappen. 2.500 €. Naja, dafür bekam meine Mutter immerhin alles eingepackt und wieder ausgepackt.
Ich schaute mir das Angebot nicht weiter an, sondern versuchte mich auf das Lernen zu konzentrieren, als das Telefon wieder klingelte. Wieder meine Mutter.
"Hat der Makler schon einen Käufer?"
Ich musste lächeln. Das war meine Mutter wie sie leibte und lebte. Man musste sie einfach gern haben.
"Nein, er konnte sich noch nicht drum kümmern. Aber er meldet sich, wenn er was hört."
"Was kostet denn der Pflegediesnt für mich?"
"Das sollte eigentlich die Krankenkasse übernehmen."
Mein Bruder wollte sich ja drum kümmern, also ging ich davon aus.
"Ach so, also ich muss nichts zahlen?"
"Nein, keine Sorge, Du musst dafür nichts bezahlen. Die machen Dir die Medikamente zurecht und geben sie Dir."
"Mir ist nur wichtig, dass ich nichts zahlen muss. Ich hab doch nicht so viel Rente"
"Ich weiß, mach Dir keine Gedanken. Und Du hast ja auch noch uns."
Wir verabschiedeten uns und ich versuchte nochmal zu lernen.
Dann kam mein Mann heim. Er war in der Wohnung für meine Mutter gewesen und berichtete, dass er keinen Handwerker angetroffen hatte. Allerdings hatte ihm wohl die Maklerin erklärt, dass erst eine Wohnung fertiggestellt würde, die zum 1.8. vermietet war. Danach sollte sich baldmöglichst was tun.
Ich gab ihm den ausgedruckten Vertrag des Umzugsunternehmens und er stockte.
"Da steht ja nix von der Waschmaschine und dem großen Kleiderschrank. Und die wollen nur 3 Lampen abmontieren. Da sind aber doch mehr Lampen. Und die Küche hat Dein Bruder ganz vergessen. Ich glaub, da müssen wir nochmal anrufen" sagte mein Mann.
Also riefen wir bei der Firma an mit dem Ergebnis, dass der Umzug nicht an einem Tag klappte. Die Alternative gefiel uns gar nicht
25.10.2011 20:05 •
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