Ein bischen verstehe ich, was glimmer sagt und zwar aus folgenden Gründen:
Ich hatte immer ein sehr sehr inniges Verhältnis zu meiner Mutter. Sie hat mich unter teils schweren Umständen groß gezogen und div. Abstriche für mich gemacht. Gut darum habe ich nicht gebeten aber ich durfte mir das später auch immer wieder anhören. Man wird somit immer in ein : "nu sei doch mal dankbar" Gefühl getrieben und hat oft das Gefühl, das wieder gut machen zu müssen.
Wenn also Bitten an mich heran getragen wurden, gab es demzufolge auch seltenst bis kaum ein nein.
Später kam dann die Problematik dazu: Das Küken ist also schlauer als das Huhn... will heißen, man wurde einfach nicht für voll genommen...Mutter wußte eh alles besser und Kritik wurde lächelnd abgeblockt.
Auch meine liebe Mutter war in keinster Weise in der Lage mit Geld umzugehen... das war zu 99% der Grund warum es ordentlich krachte zu hause.
Nach fast 30 Jahren Ehe mit meinem Stiefvater stand die Scheidung vor der Tür und es kam, wie es eigentlich nicht kommen sollte, wir Kinder (hab noch 1 (Halb)Schwester) wurden da rein gezogen.
Und wie das bekanntlich mit Scheidungen so ist, spielt am Ende nur noch eines die übergeordnete Rolle: das liebe Geld.
Meine Mutter war der Meinung, sie müsse nach ihrem Jahre langen Mätyrum wenigstens entsprechend entlohnt werden. Gut, mein Vater hatte ihr wirkl. ne Menge zu verdanken (Studium etc. hat sie alles mitfinanziert) und im Laufe der Ehe hat sie ihm gewaltig den Ar... geleckt, auf der Suche nach Anerkennung, aber da fragt dann nunmal keiner mehr nach.
Es wurde dann recht bösartig und ich wurde von meinem Vater in einer bestimmten Angelegenheit um "Hilfe" gebeten.
Da meine Mutter sich in dieser Angelegenheit echt unterirdisch verhalten hat, habe ich versucht meine Objektivität zu wahren und ihn hierbei auch (amtlich) unterstützt. Gerechtigkeit ist für mich halt unglaublich wichtig.
Das hat am Ende dazu geführt das ich für sie "erledigt" war. Egal, wie ich es versucht habe zu erklären.
Dieser Zustand hielt 4 Jahre an. 0 Kontakt. So lange dauerte auch dieser Rosenkrieg.
Selbst zum Geburtstag gestaltete Fotokalender der Enkelkinder wurden zurück geschickt (wobei sie die unendlich liebte-aber ihr Stolz war größer)
Am Ende wurde ihr Traumhaus trotz ihres wehmenten Wiederstandes verkauft und sie mußte mit meiner Schwester und Schäferhund in eine "kleine" 140m2 Wohnung umziehen - wohin genau, wußte ich nicht.
Mein Vater lebt mittlerweile im Ausland.
Eines Freitag Nachts klingelte um 1.30 Uhr mein Telefon... meine Schwester...
Sie war Mittags in einer Hau Ruck Aktion nach Berlin abgedüst.
Sie stammelte völlig wirres Zeug, aus dem ich nicht schlau wurde..
Sie wollte das ich nun Mitten in der Nacht zu besagter Wohnung fahre und aus best. Gründen nach ihr sehe.
Das habe ich nicht gemacht, der Nachbar rief mich auch noch an und es wurde eine schlaflose durchgrübelte Nacht - die Situation hatte sich wohl entspannt.
Am nächsten Tag bin ich dann mit meiner Freundin hin (die früher immer einen recht guten Draht zu ihr hatte).
Ich ging nicht davon aus, das sie mich überh. rein lassen würde.
Meine Freundin klingelte, ich wartete beim Nachbarn. Sie kamen dann beide zum Nachbarn. Komischerweise war sie freudig überrascht mich zu sehen.
Ich hab nen Mordsschreck bekommen, als ich sie sah.. Sie war immer sehr sehr gepflegt und auf ihr Äußeres bedacht und sah nun erbärmlich aus.
Auch war sie irgendwie verwirrt. In die Wohnung wollte sie mich nicht lassen, wir sollten aber am nächsten Tag wieder kommen...
Meine Freundin, die in der Wohnung war, erzählte mir von grauenhaften Zuständen. Mir blieb die Luft weg..
Zu hause beratschlagte ich lange mit meiem Mann und wir entschieden nach div. Telefonaten am nächsten Tag (Sonntag) mit dem sozialen Dienst+Amtsarzt zusammen in die Wohnung zu gehen.
Gesagt getan.
Meine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich, das war alles nur noch grauenhaft,was ich da sah.
Vor allen Dingen konnte ich es mir nicht erklären...
Ich hatte auch noch nicht erwähnt, das sie sehr stark unter Diabetis litt, aber auch nicht gut danach lebte... als ehemalige Krankenschwester und mit ner Apothekerfreundin, kochte sie stets ihr eigenes Süppchen und ihre Hausärztin kam auch nicht durch.
Wie dem auch sei, es war offensichtlich das hier einiges im Argen lag, aber wirklich tun konnte keiner was.
Da sie für sich oder für andere keine Gefahr darstellte, waren den Leuten die Hände gebunden.
Also hab ich die Ärmel hoch gekrempelt, und in vielen Stunden die Wohnung erstmal wieder auf Vordermann gebracht, hab eingekauft, meine Schwester aus Berlin zurück gepfiffen und am nächsten Tag einen Termin beim Neurolgen gemacht (das war ein Akt, keine Termine,ettliche Wartezeit)... es muß nächtliche "Anfälle" gegeben haben... sowas erzählte mir dann meine Schwester... die meinte, sie wäre mit der Situation übervordert gewesen und deshalb abgehauen...
Sie hätte sich auch um den ganzen Anwalts und Notarkram wegen dem Haus gekümmert, meine Mutter hätte nichts mehr gebacken bekommen...
Wir haben dann einen "Plan" aufgestellt und versucht alles wieder in den grünen Bereich zu bekommen.
Das ging 1 Woche gut.
In der Woche war ich jeden zweiten Tag da (35km hin 35 km zurück..), neben meiner Familie mit den damals 4 Kindern und meinem 12 Std. täglich geöffneten Geschäft..
Nach dieser besagten Woche kam wieder ein "Hilfe" Anruf meiner Schwester... ich war stocksauer und dachte nur, kriegt diese kleine faule Triene denn gar nichts geregelt...?!
Wieder rein ins Auto und hin...
Sie saß auf dem Sofa, war nicht mehr ansprechbar, wollte auf die Toilette, da brachte ich sie hin, weil sie so schwankte... auf der Toilette schlief sie ein... ich war aufgelöst und ratlos.
Ich wußte mir nicht anders zu helfen und rief den Krankenwagen... der Typ am Telefon wollte mir keinen schicken und fragte immer nur:..."auf Grund von wessen Einweisung..?!"... nach dem 3x dieser Frage habe ich nur noch gebrüllt, auf Grund meiner, verdammte Scheiße...passiert hier in den nächsten 5 Minuten dran, zeige ich SIE an wegen unterlassener Hilferleistung, verstehen sie es jetzt?
OK das wirkte, der Krankenwagen kam. Die wußten auch nicht was los war, haben sie aber mitgenommen, Daten notiert und los.
Ich habe mit meiner Schwester dann Mutters und Schwesters Klamotten gepackt, Hund eingesackt und hinterher ins Krankenhaus.das hat alles ca 1 1/2-2 Std. gedauert, bis wir da ankamen..
Dort wurden wir dann gleich von eier Ärztin empfangen, die umgehend mit uns allein reden wollte.
Meine Mutter war zu der Zeit schon mit dem Krankenwagen weiter geschickt worden nach Göttingen...
Die Ärztin erklärte uns, das sie grade ihre Ausbildung zur Onkologin (?) abgeschlossen hatte und Verdacht geschöpftv hatte und Mamas Kopf geröntgt hatte. Sie zeigte uns die Bilder und sagte: 16 Tumore... Ende...
Ich bin dann nur noch wie in Trance mit meiner Schwester an der Hand nach draußen gewankt, auf die erste Bank vor der Klink und hab nur noch gedacht: nein, nein, nein, nein, nein,....
Von hier an waren es noch 5 Wochen erst in Göttingen in der Uniklinik mit Bestrahlung und Notop, dann kurz bei meiner Tante und dann bei mir in Salzgitter im Hospitz.
Ich mußte nach der Not OP die Betreuung übernehmen, wollte nur die Gesundheitsfürsorge, das Amtsgericht entschied aber für alle Bereiche.. Somit hatte ich auch sofort den Anwalt meines Vaters am Hals und div. anderen Mist... der mich zu der Zeit aber nen Sche... interessiert hat.
Ich war alle 2 Tage in Göttingen (ca 100km pro Strecke) und habe mit meinem Hausarzt ewig telefoniert, weil ich doch gar nicht wußte, was div. medizinische Entscheidungen meinersteits für Auswirkungen hatten.. was war richtig, was war falsch?
Ich wußte es nicht, ich wollte nur eines...noch bitte bitte ein kleines wenig mehr Zeit... ich hatte sie doch erst wieder...und konnte noch gar nicht mit ihr über uns reden..
Das ging auch nie mehr... nach der Hirn OP war sie nicht mehr die,die sie vorher war.
Hier im Hospitz ging es ihr noch 3 Tage recht gut... sie bekam die höchste Morphindosis die mgl war... wir hatten jetzt auch einen Nieren und Lungenbefall und das war das Einzige was wir noch tun konnten.
Als der Anruf kam, wir mögen bitte kommen, hatte ich nur noch wahnsinnige Sorge das meine Schwester (wieder in Berlin) es nicht rechzeitig schafft. Klappte aber...
Wir saßen bis um 24 Uhr an ihrem Bett und ich habe sie immer wieder angesehen und überlegt... irgendwann bin ich aufgestanden und habe gesagt, ich habe einfach das Gefühl, sie möchte nicht das wir hier sind, wenn es soweit ist. Wir haben uns alle 3 (meine Tante,meine Schwester & ich) von ihr verabschiedet und ihr gesagt das es in Ordnung ist, wenn sie geht.
Um 3.15 Uhr kam dann der Anruf...
Sie ist genau zu der Uhrzeit gestorben zu der ich geboren wurde... 3.03 Uhr...
Die darauf folgende Zeit habe ich wie im Halbschlaf verbracht und vollautomatisiert alles geregelt was zu regeln war.
Das gab noch richtig Theater mit meinem Vater wg der Beerdigungskosten und nach der Email mit:....dann verscharr sie doch kostengpünstig auf m Acker... da war noch jemand für mich gestorben.
Bezahlen mußte er sie aber trotzdem,da die Scheidung noch nicht durch war...
Ja..... ich hab dann in den nächsten 4 Wochen die Beerdigung organisiert, ihre Wohnung geräumt und abgegeben, meine 200m2 Videothek aufgegeben und geräumt, meine Familie mit neuem Schäferhund versorgt und meiner Schwester Beine gemacht...
Zu guter Letzt noch eine Warnung...: das liebe Amtsgericht gibt jedem Hinterbliebenden 6 Wochen Zeit ein Erbe auszuschlagen. Man wird hierüber weder informiert noch sagt einem das irgendwer... sind die 6 Wochen abgelaufen und man hat sich da nicht gemeldet, hat man das Erbe automatisch angetreten, sprich auch alle Verbindlichkeiten übernommen. Waren da Schulden vorhanden, hat man die somit am Hals.
Ich wunder mich über mich selber,all das hier aufgeschrieben zu haben, denn das ist eigentl. nicht meine Art, soviel privates breit zu latschen.....
Auch ist mir das Schreiben nicht leicht gefallen... all das ist 3 Jahre her und es tut noch genau so weh wie damals.
Letzte Woche war ich erst zur Beerdigung meiner Tante in Berlin, sie wurde 1 Jahr älter, starb auch rel. schnell und wurde 3 Tage nach meiner Mutter beerdigt und die Töchter hatten sogar 1 Lied gleich in der Kapelle: Demiss Rousous.. good bye my love good bye...
Es war die Hölle in der Kirche ein dé ja vù vom Feinsten...
Jedenfalls...: Schei... auf Kohle, schei.. auf Gestreite, schei... auf alles was gewesen ist.. ich würde alles dafür tun, sie ein paar Jahre länger behalten hätten zu dürfen..sie war 62.. und ich beneide jeden glühend der noch eine Mama hat, denn sie fehlt mir unglaublich und ich könnte immer heulen (und tue es auch), wenn sie das und das Erlebnis ihrer Enkelkinder nicht mehr miterleben kann.. 2 meiner Kinder hat sie nie kennen gelernt.
Es wird noch sehr sehr lange dauern, bis ich stabiler damit umgehen kann, wenn es das überhaubt jemals geben wird...
Erst jüngst bei einer Situation mit meiner Freundin und deren Mutter habe ich gedacht (!) wie kannst Du nur... sei doch froh das Du sie hast, geh doch nicht so mit ihr um... aber ich habs nur gedacht.....
Das war das, was ich eigentl. sagen wollte...
Rechtschreibfehler dürft ihr behalten,ich lese mir das jetzt nicht nochmal durch, sonst drücke ich doch noch auf löschen....................
07.06.2012 14:19 •
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