Hallo an alle Weisheitszähne hier,
vor einer KFO-Behandlung mussten bei mir auch alle vier Weisheitszähne aus Platzgründen entfernt werden. Erst zwei auf der rechten, eine Woche später die beiden auf der linken Seite. Ich ließ es damals unter örtlicher Betäubung machen und auch bei mir ist das Gesicht angeschwollen und hat sich durch Blutergüsse etwas verfärbt. Nachmittags wurde ich operiert, abends gab es dann weiches Essen wie Spinat ect. Nach Ablauf einer Woche war alles wieder normal, da kam die zweite Seite dran.
Da ich von Beruf Zahntechnikerin bin, in einem Praxislabor arbeite und auch schon verschiedentlich (bei krankheitsbedingten Ausfällen der Helferinnen) am Stuhl assistiert habe, kenne ich mich mit Zähnen und dem 'Drumherum' ganz gut aus.
Wenn solche Zähne quer liegen, keinen Platz haben oder in die falsche Richtung wachsen, dann ist es wirklich ratsam sie rechtzeitig entfernen zu lassen. Beginnen sie nämlich zu schieben, dann kann das sehr schmerzhaft werden. Dabei entzündet sich das umliegende Gewebe und eine Betäubung wirkt wesentlich schlechter oder fast gar nicht mehr. Man braucht auf jeden Fall eine viel höhere Dosis. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Kiefersperre kommen und man kann den Mund nicht mehr öffnen. Dann kann man den Zahn zunächst auch nicht entfernen.
Wenn der Arzt die Mundschleimhaut oberflächlich mit einem Gel an der Einstichstelle betäubt und auch noch eine sehr dünne Nadel nimmt, dann ist eine Spritze nicht ganz so unangenehm. Hypnose ist zur Unterstützung hilfreich, wenn jemand sehr ängstlich ist. Ansonsten kann ich auch die Behandlung unter Vollnarkose empfehlen. Das ist für den Patienten wie auch für den behandelnden Arzt oft einfacher, da der Patient ja nichts mitbekommt und sehr ruhig ist. Fragt Eure Zahnärzte im Vorfeld nach all diesen Dingen!
Jeder reagiert unterschiedlich auf so eine OP. Bei manchen Patienten, bei denen es ein relativ kurzer, einfacher Eingriff war schwillt die Backe, wird das Gesicht blau. Während andere, bei denen es viel komplizierter und umfangreicher war überhaupt keine Beschwerden oder Probleme danach haben. Es kommt auch ganz stark auf die körperliche Verfassung an, in der man sich befindet. Hat das Immunsystem gerade viel zu tun? Hat man die Tage vorher mal gefeiert und Alkohol getrunken? Ist man ausgeruht oder übernächtig?
Was sehr gut gegen Schwellungen hilft sind Lymphdrainagen, auch den Tip mit den Arnika-Globuli kann man befolgen.
Mundspülungen mit einem Produkt wie Chlorhexamed desinfizieren und können ein paar Tage das Zähneputzen ersetzen. Es wirkt auch gegen Mundgeruch oder schlechten Geschmack. Nicht mit Kamillentee oder ähnlichen Hausmitteln spülen, Salzwasser (ca 2g pro Liter) ist o.k.
Und vor allem: Das Rauchverbot unbedingt beachten! Durch das Nikotin zersetzt sich das Blutgerinnsel, das sich im Zahnfach bildet, die Wunde verschließt und nach und nach zu neuem Knochen umgebaut wird. Ihr habt dann ziemlich lange Probleme mit der Wundheilung und es muss immer wieder gespült werden.
Allen, die Angst vor dem Zahnarztbesuch haben kann ich nur empfehlen wirklich regelmäßig hin zu gehen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man dort war und es war nur die Kontrolle nötig. Lasst euch auch mindestens einmal im Jahr eine 'Professionelle Zahnreinigung' machen, besser wäre zwei Mal. Dabei wird zunächst mit Ultraschall oberflächlicher Zahnstein entfernt. Danach werden mit Handinstrumenten die Zahnfleischtaschen (also der Bereich unter dem Zahnfleisch, wo man mit der Bürste auch nicht hinkommt) gereinigt. Dabei schabt oder 'kratzt' die Helferin harte und weiche Beläge weg. Bei stärkeren Verfärbungen kann auch ein sogenanntes Air-Flow eingesetzt werden, das ist ein Gerät, das eine salzig-zitronig schmeckende Lösung auf die Zähne sprüht und dabei die Beläge entfernt. Das sollte möglichst nicht immer gemacht werden, da es bei zu häufigem Gebrauch den Zahnschmelz angreift. Von Zahnpasten wie z.B. 'Perlweiß' lasst bitte unbedingt die Finger weg! Die sind viel zu abrasiv, damit macht ihr euch die Zähne auf die Dauer kaputt!
Zum Schluss werden die Zähne noch mit einem intensiv fluoridierenden und damit Zahnschmelz-härtenden Mittel eingepinselt. Schmeckt zwar nicht gut, hilft aber!
Falls sich dann mal wirklich eine Karies bildet, ist es nur eine kleine Füllung, die gemacht werden muss. Ihr könnt vereinbaren, dass ihr keine Betäubung wollt und erst, wenn es zu schmerzhaft werden sollte signalisieren, dass es doch nicht ohne Spritze geht. Dafür sollte der Arzt/die Ärztin Verständnis haben. Wenn ihr euch nicht gut aufgehoben fühlt, dann scheut euch nicht zu wechseln! Ist genau wie bei Nagelstudios/Nageltanten (nicht abwertend, sondern liebevoll gemeint).
Nun hoffe ich, ihr könnt den Zahnarzt als jemanden sehen, der euch helfen und vor allem nicht absichtlich Schmerzen zufügen oder gar quälen will!
Ich wünsche euch ein strahlend schönes Lächeln!
midore
P.S. Ist dieses Mal etwas länger geworden, hoffentlich habt ihr die Geduld alles zu lesen.
15.02.2011 18:43 •
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