Herzlich Willkommen im Club der Pubi-Eltern
Meine Beiden sind aber schon am Ende der Pubertät angelangt, und ich darf bald wieder austreten
Als erstes... SIE kann nichts dafür... DU kannst nichts dafür!
Es ist ein natürlicher Vorgang, der Abnabelung, aus dem Kind wird nun ein Erwachsener. Das ist mit diversen Begleiterscheinungen gekoppelt, die nicht immer einfach zu ertragen sind.
Es hilft, wenn man weiß, dass es sich um ein hormonüberschwemmtes Wesen handelt, und dass sich in ihrem Gehirn jetzt Explosionen abspielen. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass sich in der Pubertät alte Hirnverbindungen lösen und neue bilden, daher kommt auch die Agressivität, die Stimmunsschwankungen und das große Schlafbedürfnis der Teenager. Also, versuch dir bei jeder Diskussion zu sagen " es ist normal, ICH kann das jetzt auch nicht ändern." Sie kämpft mit dir um die Position des Alpha-Weibchens in der Familie... ein total natürlicher Vorgang. Sie MUSS so handeln, damit sie später selber im Leben klarkommt. Auch wenn du an manchen Tagen Nerven wie Drahtseile haben musst, es zeigt ein großes Vertrauen dir gegenüber, dass sie bei dir keine Maske trägt. ( Also bislang in der Erziehung und Menschbildung alles richtig gemacht! )
Ihr Essverhalten ist auch normal für das Alter... Versuch es mal mit ignorieren, also so tun, als wenn alles normal wäre. Ein gesunder Körper holt sich schon das, was er braucht.
Sie benutzt deine Sorge grade als Machtmittel gegen dich. Wenn du dich darauf einlässt, dann wird sie sicher ein krankhaftes Verhaltensmuster entwickeln. Also versuch drüberzustehen. Wenn du dir ernste Sorgen machst, schlepp sie zum Arzt, das signalisiert ihr, dass du ihre Probleme ernst nimmst, aber dir nicht auf der Nase rumtanzen lässt. Schon ist die Machtkampf-Spirale unterbrochen, und sie muss sich an anderen Themen gewöhnen.
Zum Schluss mal ein Text, der schon uralt ist... aber immer noch passend
Die oder der Pubertierende, kurz Pubi, ist ungefähr so einfach zu verstehen wie die Gebrauchsanweisung eines Dampfdruckkessels in japanischen Schriftzeichen. Viele von uns haben Pubis, andere hatten einen oder mehrere, einige werden vielleicht bald welche haben.
Pubis treten meist in Horden auf, bis zu sechzehn an einem Tag und in einem Zimmer sind keine Seltenheit. Wenn ich dann die Tür öffne, zischt als erstes die Katze an mir vorbei, um in reinere Luft zu kommen. Denn Sauerstoff ist für Pubis fast tödlich.
Vom Aussehen sind sich alle sehr ähnlich. Die Haare fallen über die Augen ins pickelige Gesicht. Die Klamotten sind alle viel zu groß, besonders die Ärmel sind viel zu lang und reichen weit über die Hände. Das hat den Vorteil, dass man nichts tragen kann, vor allen Dingen keinen Mülleimer. Die Schuhe sehen aus wie von der Postkleiderkasse, Marke "Sicherheit zu jeder Zeit", mit Stahlkappen ,vorne drin.
Die haben ihren Zweck, denn man kann bei dem Gewicht unmöglich die Füße beim Laufen heben und fällt sozusagen von einem Fuß auf den anderen oder schlurft wie Methusalem in den Riehler Heimstätten.
Alle Klamotten werden natürlich übereinander getragen, und das in Etagen. Über den zerrissenen Jeans, die selbst bei der Kleidersammlung zurückgelassen würden, ein T-Shirt, Größe ME (Mittlerer Elefant), darüber eine etwas kürzere Jeansweste und dann eine etwas knappe Jeansjacke. Die Jahreszeit spielt bei diesem Outfit keine Rolle, denn ein Pubi ist weder kälte- noch hitzeempfindlich.
Auch die Ernährung der Pubis ist einfach, wenn McDonalds zu ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zählt. Zu den Mahlzeiten isst der Pubi grundsätzlich nichts. Egal was es gibt, das schmeckt ihm nicht. Entweder hat er schon vorher den Eisschrank geplündert, oder er steht nach dem Essen zehn Minuten vor der geöffneten Kühlschranktür um sich dann über alles Essbare herzumachen. In besonderen Fällen, das heißt, in den tagelangen Schmollphasen, kann sich der Pubi auch nur von Chips und Cola in seinem Zimmer ernähren.
Pubis sind eine ganz besondere Spezies Apropos Zimmer: Ein Pubi wohnt sehr umweltbewusst. Sein Zimmer ist eine Mischung aus Müllkippe, Altpapiersammlung, Flaschencontainer und Wäsche für eine Großwäscherei. Leider aber nicht nach den einzelnen Bereichen getrennt, sondern gut gemischt und besonders gut beschallt. Denn ohne Musik (wenn man das so nennen kann) läuft bei Pubis nichts. Auf die Lautstärke kann man sich mit Pubis nur unter Androhung der Todesstrafe einigen. Kopfhörer sind keine Alternative, denn damit lässt sich so schlecht telefonieren.
Die Pubertät fängt an, wenn Ihr Kind den Finger aus dem Mund und gleich darauf in die Wählscheibe des Telefons steckt. Ab da gibt es für Sie nur noch die Gelegenheit, morgens in aller Frühe (Pubis sind Langschläfer) oder nachts Telefonate zu erledigen. Für den Pubi ist das Telefon die einzige Verbindung zur Außenwelt, die einzige Möglichkeit zu kommunizieren Ferngespräche, die 85 Minuten dauern sind keine Seltenheit. Dazu gehört auch, sich am Telefon für 11.50 DM anzuschweigen. Meistens geht es um wichtige Dinge, zum Beispiel, wer mit wem geht und warum und wer was zu wem gesagt hat und jetzt echt ätzend ist. Völlig unwichtige Sachen, wie Hausaufgaben, werden nicht mehr abgeschrieben, sondern telefonisch durchgegeben oder eben mal rübergefaxt.
Mit dem Badezimmer ist es ähnlich wie mit dem Telefon. Manchmal fragt man sich: Wohnt unser Pubi jetzt da drin? Vor noch nicht allzu langer Zeit konnte dieses Kind innerhalb von 30 Sekunden duschen. Nun braucht es plötzlich vier Stunden, sich für eine Fete aufzustylen und erscheint dann genau so wie vorher. Nur das Gesicht ist stark geschwollen und gerötet, vom Pickelausquetschen. Sportverletzungen werden vom Pubi heldenhaft ertragen. Das gilt besonders für männliche Pubis. Wie ein altes Veteran stolziert er mit verbundenem Knöchel höchstens drei Tage einher, weil das nächste Spiel nicht auf ihn verzichten kann. Hat unser Pubi aber eine Erkältung, kränkelt er vier Wochen vor sich hin, und man muss froh sein, wenn man ihn durchkriegt.
Sie sehen, Pubertät ist wenn die Eltern anfangen schwierig zu werden.